Ein Streifzug durch Steglitz-Zehlendorf
Der Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf, naturräumlich auf der Teltow-Hochfläche angesiedelt, hat abwechslungsreiche, geschichtsträchtige und teils wild-romantische Naturoasen zu bieten. Die Pfaueninsel, der Botanische Garten in Dahlem oder der historische Landschaftspark Klein Glienicke, der zum UNESCO-Welterbe gehört, sind nur einige von ihnen und zudem weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannt.
Auch insgesamt findet sich im äußersten Südwesten der Hauptstadt mit rund 2.400 Hektar Wald, 1.100 Hektar Wasserflächen und 450 Hektar Grünanlagen reichlich Natur. Viele Flächen sind zudem als Landschafts- und Naturschutzgebiete ausgewiesen, darunter sogar mehrere als Natura-2000-Gebiete. Abseits davon gibt es auch ein Mosaik zahlreicher kleinerer Schätzchen, die das Herz aus faunistischer und floristischer Sicht höherschlagen lassen.
Tiere, Pflanzen und Menschen im engen Miteinander
Im Strandbad Wannsee fühlt sich zum Beispiel ein Bestand von Ohrlöffel-Leimkraut außerordentlich wohl. Eine Steppenpflanze, die einst die sonnigen Havelhänge bewohnte. Es gibt uralte Maulbeerbäume auf Friedhöfen aus der Zeit, als die Seidenspinnerei von Steglitz in die Welt getragen wurde. Zauneidechsen flitzen zwischen Trockenrasen und Gesteinshaufen an der Avus hin und her. Wasserfledermäuse jagen in der Dämmerung über den Schlachtensee auf der Suche nach ihrem Abendschmaus. Und Greifvögel wie der Habicht bauen ihren Horst 50 Meter entfernt von Häusern in eine hohe Kiefer.
Kurzum, es ist die Vielfalt der Tiere und Pflanzen in einem engen Miteinander zum Menschen, die Steglitz-Zehlendorf so spannend macht. Zunehmend hinterlassen jedoch vor allem die klimatischen Veränderungen der letzten Jahre ihre Spuren in der Natur des Bezirkes. Wasserstände sinken, Trockenschäden an Bäumen werden zahlreicher und die Verbreitung sogenannter invasiver Arten wie Schmuckschildkröte, Waschbär, japanischer Staudenknöterich und Riesen-Bärenklau stellen ein weiteres Problem dar. Nicht zuletzt trägt auch der wachsende Nutzungsdruck der Menschen auf die Grün- und Freiflächen dazu bei, dass Flora und Fauna vor Ort vermehrt leiden.
Lebensräume mit Seltenheitswert
Um Gebiete im Bezirk gezielt aufwerten zu können, erfassen wir als Stadtnatur-Ranger*innen zum Beispiel Tier- und Pflanzenarten im Dreipfuhlpark, rund um den Nikolassee oder am Nordufer des Teltowkanals, das als Fläche eines unserer Leuchtturmprojekte bildet. Hier nämlich sind nicht nur besonders geschützte Lebensräume wie Sandtrockenrasen und Schilfröhrichte zu finden, sondern auch der seltene Berghaarstrang-Eichen-Trockenwald – ein Biotop, das in Berlin nur noch zweimal vorkommt.
Etwas, über das wir uns außerdem besonders freuen, sind die Vorkommen verschiedener, sehr seltener Pflanzenarten, die auf diesen Flächen im Rahmen einer floristischen Untersuchung kartiert werden konnten. Damit diese vor einer Verschattung durch nicht heimische Gehölze geschützt werden können, arbeiten wir derzeit in Absprache mit den Flächeneigentümern und der Koordinierungsstelle Florenschutz der Stiftung Naturschutz Berlin an entsprechenden Pflegemaßnahmen.
Im Einsatz für den Nachwuchs
Neben unserem Einsatz vor Ort möchten wir unsere Leidenschaft für die naturschutzfachliche Arbeit aber gerne auch weitergeben. So kümmern wir uns in einem umfassenden Umweltbildungsprojekt um den Nachwuchs und entwerfen aktuell ein Konzept für die Aus- und Weiterbildung von Junior-Ranger*innen. Kinder und Jugendliche möchten wir so nachhaltig für die Natur begeistern und ihr Interesse an Naturschutzthemen auch mithilfe verschiedener Hands-on-Projekte nachhaltig wecken. Ganz nach dem Motto von Konrad Lorenz: „Nur was ich kenne, kann ich lieben und nur was ich liebe, kann ich schützen.“
- Nathalie Bunke & Bennet Buhrke