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Welche Folgen hat das Füttern von Wasservögeln?

Erwartungsvolles Gewatschel, aufgeregtes Geschnatter und mittendrin: der Mensch mit einer raschelnden Tüte voller Brot. Vor allem Kinderaugen bringt die Entenfütterung zum Leuchten. Doch auch für viele Erwachsene zählt es zu einer lieb gewonnen Beschäftigung, den Wasservögeln ein paar Brotkrumen hinzuwerfen.

Das liegt auch nicht fern. Denn entlang von Gewässerufern dauert es selten lange, bis sich Enten um uns Menschen versammeln und sich mit ihren Schnäbeln über das angebotene Brotbuffet hermachen. Und wann haben wir schon die besondere Möglichkeit, unseren heimischen Wildtieren so nahezukommen?

Auch die Stadtnatur-Ranger*innen kennen solche Szenen nur zu gut. Auf ihren Streifzügen begegnen sie immer wieder Menschen, die Enten in gut gemeinter Absicht Brot anbieten. Der Entenfutter-Klassiker scheint also ganz schön beliebt, doch ist er für die Vögel eigentlich geeignet? Und sollte man Enten überhaupt füttern?

Brot – bitte nicht! 

So viel steht fest: Brot ist als Futter für Enten nicht geeignet. Es quillt im kleinen Entenmagen auf und enthält zudem jede Menge Salz, das den Stoffwechsel der Tiere durcheinanderbringt und langfristig zum Tod führen kann.

„Im verhaltensbiologischen Zusammenhang wirkt Brot auf die Enten wie Junkfood auf den Menschen“, erklärt Stadtnatur-Ranger und Ornithologe Toni Becker. „Es ist nährstoffarm, sättigt vermeintlich schnell und macht die Vögel „süchtig“, weil es durch die menschliche Hand häufig und leicht verfügbar ist“.

Für die bequeme Mahlzeit drängeln sich die Vögel zudem dicht beieinander. Enten sind zwar ausgesprochen soziale Tiere und leben gemeinsam in größeren Gruppen, doch sie begegnen sich beim Gerangel um das angebotene Futter in einer Form, wie sie sie es in freier Wildbahn normalerweise nicht tun würden.

„Das schnelle, unkontrollierte Futterangebot versetzt die Tiere in einen permanenten Konkurrenzstress“, erklärt Becker. Nicht zuletzt verlieren sie auch ihre natürliche Scheu vor den Menschen. Das hat zur Folge, dass der Straßenverkehr, aber auch frei laufende Hunde für die Wasservögel schnell zu einer weiteren tödlichen Gefahr werden können.

Auch die Natur leidet

Das Füttern hat aber nicht nur negative Auswirkungen auf die Enten, sondern auch auf die Natur. So werden auch andere Tiere wie Rallen, Stadttauben und Wanderratten angelockt, was natürliche Lebensgemeinschaften auf den Kopf stellt.

Normalerweise gehen die verschiedenen Arten ihrer Wege und haben ganz unterschiedliche Vorlieben. Indem Menschen die Tiere füttern, durchbrechen sie das natürliche Verhalten der Tiere. Es entstehen erzwungene Zönosen, die zu einem Ungleichgewicht und untereinander leicht zu einer Übertragung von Krankheiten führen können. 

Unter der Fütterung der Tiere durch den Menschen leiden außerdem Seen, Flüsse und kleinere Gewässer wie Teiche. Denn verschmähtes Brot, das im Wasser auf den Grund sinkt und die vermehrten Ausscheidungen der Enten heizen die Neubildung von Algen an und entziehen dem Wasser damit lebensnotwendigen Sauerstoff. Eine mögliche und traurige Folge: Die Gewässer kippen plötzlich um, Pflanzen, Fische und andere stille Wasserbewohner sterben.

Beobachten statt füttern

Aber darf man Enten denn nun gar nicht füttern? „Das Füttern von Enten in der Wildnis sollte man unterlassen und ist vielerorts, so auch in Berlin, verboten. Enten sollten einfach nur aus der Ferne beobachtet werden“, betont Becker. Vor allem in der Stadtnatur ergeben sich dazu auch wunderbare Möglichkeiten, da die Tiere hier an den Menschen gewöhnt sind und ihn kaum als Feind wahrnehmen.

In ihrer natürlichen Umgebung finden Enten in der Regel auch alles, was sie zum Glücklichsein brauchen. Vor allem Wasserpflanzen sowie Froschlaich, Würmer, Schnecken und schnabelgerechte Fische und Krebse stehen auf dem Speiseplan der gründelnden Enten. Eine willkommene Nahrungsquelle sind auch Gräser, Kleeblätter und viele andere Kräuter, die sie am Gewässerufer finden. 

„Den Enten bei ihrer Nahrungssuche zuzuschauen oder ihr natürliches Verhalten zu studieren, ist zu jeder Jahreszeit ein schönes Naturerlebnis“, findet Becker. Auch bei der Suche nach Früchten lassen sich Enten übrigens schön beobachten. „Sie dienen ihnen als Power-Snack und ein besonders schönes Schauspiel ist es, wenn sich Enten im Herbst über die am Boden liegenden Eicheln hermachen, die ihnen viel Energie für den Winter liefern“.

- Natascha Wank