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Den Tieren auf der Spur

Fledermäuse, Turmfalken, Zauneidechsen – wie sie nennen auch zahlreiche andere Amphibien, Reptilien, Säugetiere und Vögel Berlin ihr Zuhause. Sie alle finden in unserer urban geprägten Umwelt eine Vielzahl an Lebensräumen vor, die ihnen günstige bis sehr günstige Bedingungen bieten. Aber wie erfahren wir zum Beispiel, wo Fledermäuse die Nacht zum Tag machen, Turmfalken ihre Kreise ziehen und Zauneidechsen bevorzugt sonnenbaden? Wie lassen sich Populationen abgrenzen oder ihre Dynamiken feststellen? 

Die Tierwelt verstehen

Wertvolle Antworten darauf gibt uns eine Methode, die auch für unsere Arbeit als Stadtnatur-Ranger*innen von großer Bedeutung ist: die faunistische Kartierung. Oder, ganz einfach ausgedrückt: die Erfassung der Tierwelt in einem konkreten Untersuchungsgebiet. Bei dieser erheben wir Daten, die wir statistisch auswerten können und die uns Informationen über den aktuellen Bestand der in Berlin vorkommenden Arten geben.

Vor allem aber lassen sich mithilfe faunistischer Kartierungen langfristig Rückschlüsse über artspezifische Entwicklungen und die Lebensräume unserer tierischen Bewohner ziehen. Das Wissen um unsere Hauptstadt-Fauna können wir so als Ranger*innen nicht nur bedeutend erweitern, sondern wir haben auch die Möglichkeit, gezielt Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung von Populationen zu ergreifen.

Die drei wichtigsten Fragen       

Aber welche Schritte sind es eigentlich, die eine faunistische Untersuchung durchlaufen muss? Zunächst geht jeder Kartierung eine Datenrecherche zum Artenvorkommen in einem zuvor definierten Untersuchungsgebiet voraus. Dafür stehen in vielen Bundesländern zentrale Artdatenbanken für faunistische Artdaten zur Verfügung. Im Land Berlin wird diese von der Stiftung Naturschutz Berlin betreut. Nach der Recherche folgt schließlich die gezielte Kartierung an Ort und Stelle. So kann das tatsächliche Vorkommen für die Arten oder Artengruppen bestmöglich eingeschätzt und bewertet werden.

Für jede Kartierung ist es wesentlich, die Lebensraumsprüche der Arten aber auch diese selbst und ihr Verhalten zu kennen. Und auch diese drei grundlegenden Fragen sind es, die beantwortet werden müssen, noch bevor sich Kartierer*innen ins Gelände begeben: Welche Artengruppe soll kartiert werden und welche Artengruppen sind zu erwarten? Welche Lebensräume müssen dafür untersucht werden? Welches Ziel wird mit der Datenerhebung verfolgt? Erst dann werden Umfang aber auch Methode der Kartierung festgelegt. Und diese können sich je nach Fragestellung und Artengruppe sehr voneinander unterscheiden.

Auf der Lauer

Vögel zum Beispiel, lassen sich am besten über die akustische Erkennung während ihres Konzerts in den frühen Morgenstunden kartieren. Dann, wenn die Sonne grade aufgeht. Zwar gibt es auch Vögel, die sich wie Stockenenten oder Nebelkrähen den ganzen Tag beobachten lassen – die meisten unserer gefiederten Bewohner verstecken sich jedoch am liebsten unauffällig im Gebüsch. Festgelegte Strecken werden für die Vogelkartierung mehrmals im Jahr abgelaufen und die Arten anhand ihrer Gesänge notiert.

Ganz anders hingegen sieht die Kartierung bei Reptilien, den Sonnenanbetern unserer Tierwelt, aus. Sie lassen sich während ihres Sonnenbades auf Steinen, Totholz oder offenen Bodenstellen leicht erkennen und Sichtungen einzelner Individuen können beim langsamen Ablaufen festgelegter Routen notiert werden. Auch Biber locken uns durch ihre charakteristischen Fraßspuren leicht auf ihre Fährte.

Ist eine Kartierung durch bloßes Hinschauen und Hinhören nicht oder nur schwer möglich, dann helfen spezielle Geräte. Etwa dann, wenn wir eher scheue oder nachtaktive Großsäuger erfassen möchten. Hier sind es vor allem Schnappschüsse von Wildtierkameras, die uns mehr über Waschbär, Wildschwein und Co erzählen. Oder wenn wir Daten über Fledermäuse gewinnen möchten, die ihren großen Auftritt mit Flugmanövern über Gewässern, Wiesen und Baumwipfeln erst während der Abenddämmerung haben. Hier helfen uns vor allem Detektoren dabei, die Jagdhabitate der Nachtschwärmer erfassen und die Verhaltensweisen der Fledermäuse besser verstehen zu können. Auch Ausflugszählungen mit Hilfe mechanischer Handzähler verraten uns viel über die Quartiere und das Leben unserer flugfähigen Säugetiere.

Und wie sieht es im Reich der Amphibien aus, dem sich unsere Koordinierungsstelle Fauna bereits seit fünf Jahren besonders intensiv widmet? Auch unsere tierischen Verwandlungskünstler lieben die Abendstunden. Dann erst werden sie richtig munter und viele von ihnen begrüßen uns mit ihren ganz individuellen Rufen, anhand derer sie auch für den geübten Laien leicht erkennbar sind. Um allerdings auch in die stille Welt der Molche eintauchen zu können, braucht es mehr als ein gutes Gehör. Zum Einsatz kommen dann Reusen, die in Gewässern ausgelegt werden und die akustische Erkennung ergänzen.

Bei allen Unterschieden, die Beobachtungsmethoden mit sich bringen, gibt es aber doch auch Gemeinsamkeiten. So werden Eigenschaften wie Art, Geschlecht und Alter der Tiere nach Möglichkeit erfasst - immer aber wird der Standort der Individuen in eine Karte eingetragen. Und eben diese Tatsache ist es, die für die Kartierung schließlich namensgebend war.

Werden Sie Artenfinder! 

Haben Sie vielleicht Lust, sich auch mal auf die Spurensuche zu begeben – vielleicht sogar mit Wildtierkameras und Fledermausdetektoren? Dann werden Sie doch Citizen Scientist für unsere digitale Plattform ArtenFinder und sammeln Sie mit uns gemeinsam Daten über Berlins Tier- aber auch Pflanzenwelt. Alle Infos dazu finden Sie unter berlin.artenfinder.net

- Natascha Wank