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Ein Streifzug durch Spandau

Wussten Sie, dass es in der Stadt mehr Tier- und Pflanzenarten gibt als auf dem Land? Das macht auch den Berliner Bezirk Spandau zu einem besonders artenreichen Ort und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sogar bei Ihnen zu Hause heimliche, tierische Untermieter wohnen. Zwitschernde zum Beispiel, denn direkt unter der Dachrinne lebt in Spandau häufig ein rekordverdächtiger Dauerflieger – der Mauersegler. Unter den Dachziegeln dagegen verbergen sich oftmals Tiere, die auch in der Dunkelheit mithilfe von Ultraschall ihre Beute finden – die Fledermäuse.

Vielleicht sind Ihnen auf dem Weg zum Bäcker auch schon mal Löcher auf dem grünen Mittelstreifen entlang der mehrspurigen Straße aufgefallen. Dort zieht eine Großfamilie zwischen den Autostaus ihre Jungen groß – die Wildkaninchen. Sogar auf dem Fußweg zur Arbeit können Ihnen, versteckt zwischen Pflastersteinen, vom Aussterben bedrohte pflanzliche Seltenheiten wie das Wimper-Mastkraut oder das Ungarische Habichtskraut begegnen. Als Stadtnatur-Ranger*innen ist es uns eine Herzensangelegenheit, Ihnen diese verborgenen Schätze in Spandau zu zeigen und uns für deren Schutz stark zu machen.

Was machen wir aktuell? 

In den Wohngebieten erfassen wir zur Zeit Daten zu den sogenannten Gebäudebrütern. Mauersegler sowie Haussperlinge, die Ihnen vielleicht besser als Spatzen bekannt sind, legen ihre Nester oft in winzigen Spalten an Häusern an. Durch notwendige Renovierungen werden diese Lebensräume der Tiere aber leider vielfach bedroht. Die erhobenen Daten helfen uns und den zuständigen Behörden zu verstehen, wo in Spandau die Hotspots der gefiederten Höhlenbrüter liegen und ermöglichen es, rechtzeitig Ersatz durch künstliche Nisthilfen zu schaffen. Dazu sind Bauherren übrigens gesetzlich verpflichtet. Vielleicht haben Sie Lust, diese verborgene Tierwelt einmal näher kennenzulernen? Während unserer Rangertouren stellen wir Ihnen diese gerne näher vor und erklären, wie Sie selbst zum Schutz Ihrer tierischen Nachbarn beitragen können.

Regelmäßig unterwegs sind wir zudem in den ausgedehnten grünen Schutzgebieten wie zum Beispiel der Feldflur Gatow/Kladow oder den Rieselfeldern Karolinenhöhe. Beide Gebiete stellen eine Besonderheit in Spandau dar und den Zustand der Natur haben wir dort genau im Blick. Auch bei Ihrem Spaziergang am Hahneberg oder im Naturschutzgebiet Windmühlenberg können Sie uns antreffen und uns Ihre Fragen zu den Ökosystemen und zum richtigen Verhalten in den sensiblen Lebensräumen stellen. 

Im Einsatz sind wir zudem für Pflanzenschätze, die Sie in Spandau auf sogenannten Trockenrasen finden können und für Amphibien, die ihr Zuhause in den moorigen Lebensräumen des Bezirks haben. Beide brauchen aktuell unsere Hilfe. Im Naturschutzgebiet Windmühlenberg sind zum Beispiel seltene Pflanzen wie die Heide-Nelke oder der Dillenius' Ehrenpreis bedroht, da sie von expansiven Pflanzen überwuchert werden. Wir finden diese Stellen und sichern den Pflanzen in Zusammenarbeit mit den Behörden durch pflegerische Maßnahmen das Überleben. Am Glühwürmchengrund entnehmen wir gezielt Pflanzen, um das Ökosystem auf dem vermoorten Standort zu erhalten. 

Spandau bleibt spannend

Wäre es nicht toll, die Sprache der Tiere zu verstehen? Tatsächlich ist dies teilweise möglich. Vögel haben zum Beispiel ganz unterschiedliche Rufe und Gesänge, mit denen sie sich verständigen. Im Frühling führen wir Sie durch unterschiedliche Gebiete in Spandau. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die „Popstars der Lüfte“ anhand Ihres Gesangs erkennen können, selbst wenn sich die Tiere im grünen Dickicht verbergen. Alle unsere Führungen, Workshops und Mitmachaktionen, ebenso wie die Angebote der anderen Ranger-Teams, finden Sie im Umweltkalender der Stiftung Naturschutz Berlin. 

Besonders freuen wir uns darauf, den Fokus dieses Jahr weiter auf einen äußerst seltenen Bewohner des Bezirks zu legen: den Fischotter! Häufig sind die flinken Schwimmer nachts unterwegs und sie zu entdecken, ist gar nicht leicht. Umso mehr freut es uns, dass wir den Tieren mit Hilfe von Wildtierkameras auf die Spur gekommen sind und bereits ein neues Vorkommen nachweisen konnten. Dies ist wichtig, damit beispielsweise beim Straßenbau auf die Tiere Rücksicht genommen werden kann. Tunnel oder Warnschilder helfen den Fischottern beim Überleben in der Stadt. Wir bleiben dran, suchen weitere Lebensräume der streng geschützten Tiere und halten Sie auf dem Facebook-Kanal des Rangerprojektes auf dem Laufenden.

- Dennis von der Wall & Natascha Wank