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Bienen und ihre Verwandten

Wildbienen – Einblicke in eine faszinierende Welt

Bienen sind eng mit Wespen und Ameisen verwandt. Sie alle zählen zu den Stechimmen und weisen eine Wespentaille und einen Wehrstachel auf. Dieser Stachel hat sich im Laufe der Evolution aus dem Legeapparat entwickelt, weshalb nur Weibchen einen besitzen. Nur wenige Stechimmenarten, wie die Honigbiene, die Deutsche und die Gemeine Wespe, bilden große, gemeinsame Nester (Staaten) die sie bei einer möglichen Gefahr auch vehement verteidigen. Wildbienen und die meisten anderen Wespen hingegen stechen nur im äußersten Notfall.

Der überwiegende Teil der über 300 Wildbienenarten in Berlin lebt solitär, also einzeln. Der Schlupftermin und die Lebensspanne ist artabhängig und reicht von Anfang März bis in den Oktober/November. Manche Arten durchlaufen zwei Zyklen pro Jahr, sie bilden also zwei Generationen. Zum Sammeln des Pollens weisen Wildbienen-Weibchen oft eine dichte Behaarung am letzten Beinpaar oder dem Bauch auf. Viele Wildbienenarten sind spezialisiert und sammeln nur Pollen bestimmter Pflanzen oder Pflanzenfamilien. Beim Sammeln des Pollens übertragen Bienen diesen auch gezielt von Pflanze zu Pflanze und sorgen so für deren Bestäubung.

Eine beachtliche Anzahl an Wildbienen (ca. 25 %) sind Brut- oder Sozialparasiten. Erstere gehen in bereits angelegte Nester ihrer Wirtsart und legen dort eigene Eier ab. Dabei werden die Eier oder Larven der Wirtsart getötet. Zu diesen Parasiten zählen unter anderem Kuckuckshummeln und Blutbienen.

Empfehlenswerte Links:
Seite vom Wildbienenexperten Paul Westrich
Rote Liste Berlin von Dr. Christoph Saure

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Anders als die domestizierten Honigbienen, benötigen die äußerst vielfältigen Wildbienenarten, zu denen auch die Hummeln gehören, unterschiedliche und ganz spezielle Lebensräume für den Nestbau: z.B. abgestorbene Pflanzenstängel, Totholz, offene und sandige Bodenstellen, altes Mauerwerk, steile Sand- oder Lehmkanten und sogar Schneckenhäuser.

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Gefährdete Honigbiene?

Die Anzahl der Honigbienenvölker hat sich in den letzten zehn Jahren in Berlin auf mehr als 8.000 verdreifacht. Da jedes Volk im Sommer aus etwa 30-40.000 Arbeiterinnen besteht, gibt es über 200 Millionen Honigbienen in Berlin. Hinzu kommen jährlich etwa 4.500 Völker von Wanderimker*innen. Die Honigbiene ist in Berlin also keineswegs bedroht, dagegen sind etwa 40 % der Wildbienenarten in Berlin gefährdet, stark gefährdet oder verschollen.

Ein aktueller Diskurs zu Wild- und Honigbienen ist, inwiefern eine hohe Dichte an Honigbienen die Überlebenschance von Wildbienen verringert. Es wird vielfach angenommen, dass die großen Honigbienenvölker den Wildbienen zu wenig Nahrung „übrig lassen“, sie also in Nahrungskonkurrenz zueinanderstehen:

  • Honigbienen durchstöbern bei Bedarf einen sehr viel größeren Umkreis (über 5 km), als die ortstreuen Wildbienen (wenige hundert Meter). 
  • Sie beginnen früher am Tag mit der Nahrungssuche und können daher die besten Plätze sichern und ernten. 
  • Im Gegensatz zu vielen Wildbienen sind Honigbienen nicht spezialisiert auf bestimmte Pflanzen, sondern sammeln fast überall, sie sind Generalisten. 
  • Entgegen der landläufigen Meinung suchen Honigbienen nicht nur Massentrachten, sondern auch kleinere Blütenangebote auf.
  • Honigbienen vertreiben Wildbienen nicht aktiv.

Sofern es möglich ist, weichen Wildbienen daher auf weniger ergiebige Angebote aus. Wenn diese fehlen oder es insgesamt wenige Blüten gibt, kann es zur Abwanderung und somit zur Verdrängung der Wildbienen durch die Honigbienen kommen.

Diskussionen über eine Höchstgrenze von Honigbienenvölkern in Berlin (z.B. Anzahl Völker pro Fläche) sollten aus dieser Perspektive geführt werden, insbesondere wenn es sich um den Ausschluss von Honigbienenvölkern aus Natur- und Landschaftsschutzgebieten sowie FFH-Gebieten mit hoher Wildbienendichte handelt. 

Viel wichtiger ist es aber, berlinweit für mehr bestäuberfreundliche Blüten in den Parks, Friedhöfen, Straßengrün, Gärten, Kleingartenanlagen und auch auf Balkonen über das Jahr hinweg zu sorgen. Geschieht dies, verringert sich die Nahrungskonkurrenz zwischen Wild- und Honigbienen automatisch – sofern die Anzahl der Honigbienen nicht weiter zunimmt!

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Für mehr Wildbienen in der Stadt!

Städte bieten dank ihres wärmeren Mikroklimas im Vergleich zum Umland und ihren abwechslungsreichen Flächen ein hohes Potential für Wildbienen. Dieses Potential auszuschöpfen bedeutet, Grünflächen in Berlin wildbienenfreundlich zu entwickeln und wichtige, bereits bestehende Flächen zu schützen.

Auf Grund des Lebenszyklus der Wildbienen ergeben sich zwei wichtige Schlussfolgerungen zu deren Förderung:

1. Das Bereitstellen von ausreichend blühenden, bienenfreundlichen Pflanzen über das ganze Jahr hinweg. Hier hilft vor allem selteneres Mähen (2 Mal im Jahr), besonders auf öffentlichen Flächen.

2. Das Bereitstellen von ausreichend Nistmöglichkeiten, insbesondere offener Bodenstellen.

Oft vernachlässigt wird der Umstand, dass die Nahrungs- und Nistplatzangebote räumlich nahe beieinanderliegen sollten. Damit auch der Austausch zwischen verschiedenen Wildbienenpopulationen gewährleistet wird, sollte auch der Biotopverbund in Berlin wildbienenfreundlich (bzw. insektenfreundlich) gestaltet werden. Hier können neben den Naturschutz- und Grünflächenämtern auch Kleingartenanlagen, Gemeinschafts- und Privatgärten, auch Balkone, ihren Teil beitragen.
Infos und Beratung zum Thema Wiesenmischungen erhalten Sie bei der Stiftung Naturschutz!

Empfehlenswerte Links:
Saatgutaktion für Kleingärtner*innen der SNB
Tipps zu Nisthilfen von Paul Westrich

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