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Wieder aufgetaucht

Kleiner Wasserfrosch

Pelophylax lessonae, früher: Rana lessonae

Sein Name deutet es bereits an: mit seinen meist nur 5 cm großen Weibchen (selten bis zu 7 cm) bzw. 4,5–5 cm großen Männchen ist der Kleine Wasserfrosch der kleinste der drei einheimischen Wasserfroschformen. Am liebsten lebt er in der Nähe kleiner Gewässer (Tümpel, Weiher, Wassergräben, Moore) und ist auch auf sumpfigen Wiesen und in Wäldern zu finden. Im Gegensatz zu seinen nahen Verwandten See- und Teichfrosch ist er nicht so sehr ans Wasser gebunden. Auch seine Winterruhe, die bis Ende März dauert, verbringt er an Land und nicht im Gewässergrund.

Die Wasserfroschformen bilden Mischpopulationen aus Kleinem Wasserfrosch und Seefrosch und Hybriden dieser beiden. Das Phänomen beim Wasserfroschkomplexes besteht darin, dass auch tripolide Tiere entstehen, die sehr schwer zu bestimmen sind, und die rückkreuzungsfähig sind. Besonders charakteristisch für den Kleinen Wasserfrosch sind sein meist rein weißer Bauch, seine relativ kurzen, dunkel gefärbten Oberschenkel und gelbe Flecken in der Leistengegend. Auf dem Rücken verläuft mittig oft ein hellgrüner Streifen, außerdem haben Kleine Wasserfrösche dort wesentlich weniger dunkle Flecken und Marmorierungen als die beiden anderen Formen. Ein weiteres Bestimmungsmerkmal ist ihr großer, halbmondartig hochgewölbter Fersenhöcker (siehe Abb. 5 und 6). Die Vermessung von Fersenhöcker, 1. Zehe und Unterschenkel ermöglicht eine recht genaue Bestimmung, eindeutig erbracht wird diese aber nur durch einen genetischen Abstrich.

Um bei der Partnersuche auf sich aufmerksam zu machen, beginnen die Lurche bei Temperaturen ab 20°C mit ihrem Konzert. Rund um die Uhr wird schnarrend gequakt, was das Zeug hält; andere Frösche beschränken sich auf den Abend und die Nacht. Auf die Paarungs- folgt die Laichzeit, meist im Mai und Juni. Das Weibchen legt mehrere Ballen mit rund 400 – 2.000 Eiern ab, aus denen nach wenigen Tagen die Kaulquappen schlüpfen. Bis daraus Kleine Wasserfrösche werden, dauert es sechs bis zehn Wochen.

Als Nahrung dienen dieser Froschart Insekten, Würmer, selten auch kleine Amphibien, darunter Artgenossen.

Da ihre Lebensräume durch veränderte Forst- und Landwirtschaft sowie Bebauung zunehmend bedroht werden, sind ihre Bestände stark gefährdet. Im Berliner Raum führen Verluste der Laichgewässer aufgrund ausbleibender Niederschläge (Klimawandel), die Grundwasserabsenkung und isolierte Lebensräume durch Ausbau der Infrastruktur, außerdem Fischbesatz zur Gefährdung dieser Amphibien. Europaweit ist der Kleine Wasserfrosch nach der FFH-Richtlinie (Anhang IV) „geschützt“ und nach dem Bundesnaturschutzgesetz „streng geschützt“. In Berlin wurde er seit 1991 nicht mehr nachgewiesen und ist deshalb auf der Roten Liste und Gesamtartenliste der Lurche (Amphibia), 3. Fassung, Stand Dezember 2015, als verschollen kategorisiert. 

Nach Hinweisen des Nachwuchsforschers Jakob Fouquet (9 Jahre) während einer Amphibienexkursion in Berlin-Pankow, hat sich unsere Koordinierungsstelle Fauna auf die Suche nach dem Kleinen Wasserfrosch gemacht und ist fündig geworden. Die morphologischen Merkmale der entdeckten Tiere deuteten darauf hin, dass es sich um den als verschollen kategorisierten Lurch handelt. Dr. J. Plötner und M. Dolezalova vom Museum für Naturkunde haben anhand genetischer Proben (Wattebausch-Abstrich) nachgewiesen, dass es tatsächlich der Kleine Wasserfrosch ist. Er ist also wieder aufgetaucht.

Weitere Informationen gibt es auf den Webseiten der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz u.a. die Rote Liste und Gesamtartenliste der Lurche (Amphibia), 3. Fassung, Stand Dezember 2015 zum Download.