Pflanze des Monats Januar 2014
Steppen-Segge Carex supina
Bei dem Wort Steppe denken die meisten sicher an weite, von Tierherden bevölkerte Graslandlandschaften irgendwo im fernen Amerika, in Kasachstan oder in der Mongolei. Dass es diese Landschaften auch in Europa gibt, werden die wenigsten vermuten. Tatsächlich aber gibt es sie – wenn auch auf wenige Reservate beschränkt. Sie dienen als letzte Refugien der ursprünglichen Tier- und Pflanzenwelt, die von der Landwirtschaft großflächig verdrängt worden ist. Neben Vorkommen in Ost- und Südosteuropa existieren Vorposten der Steppenvegetation auch in Mitteleuropa, so z. B. an den Trockenhängen des Odertals, von wo viele seltene Arten über nacheiszeitliche Dünenzüge bis nach Berlin ausstrahlen. Eine dieser Arten, die in Berlin einen Vorposten besiedelt und ihre Hauptverbreitung in den fernen Steppengebieten hat, ist die Steppen-Segge. Um sie zu finden, muss man in Trockenrasen und an den nach Süden und Südwesten ausgerichteten Trockenhängen der Havel auf die Knie gehen und genau hinschauen, denn die Art wird nur 5-20 cm groß. Die Pflanze ist verschiedenährig, d. h. sie hat männliche und weibliche Blütenähren an einem Halm, ein Merkmal, dass auf ca. ein Drittel aller Seggen in Deutschland zutrifft.
In Deutschland existiert die Steppen-Segge nur in wenigen Gegenden und hat im Verlauf des 20. Jahrhunderts viele Vorkommen verloren. Sie gilt daher bundesweit als gefährdet, in Berlin ist sie sogar vom Aussterben bedroht. Zwischen 2009-2013 konnten in Berlin noch vier Bestände im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf bestätigt werden. Diese sind – u. a. durch Verbuschung und Beschattung sowie die Ausbreitung von Neophyten (wie z. B. der Späten Traubenkirsche und Robinie) – weiterhin stark gefährdet.
Um in Berlin der Steppen-Segge auch in Zukunft Überlebensmöglichkeiten zu bieten, müssen ihre Standorte von Gehölzen und Gebüsch freigehalten werden. An einem der Berliner Fundorte führt der Botanische Verein von Berlin und Brandenburg e.V. regelmäßig ehrenamtliche Pflegemaßnahmen durch. Vielleicht möchten Sie sich auch einmal an einem freiwilligen Pflegeeinsatz zum Schutz dieser und anderer bedrohter Arten in Berlin beteiligen? Dann freuen wir uns, wenn Sie Kontakt zu uns aufnehmen – zum Beispiel per E-Mail.
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