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Zauneidechsen

Hauptstadt-Reptil – Zukunft fragil?

Die Zauneidechse ist (noch) die häufigste Eidechsenart in Berlin. Durch den Verlust von Lebensräumen und diversen Gefahrenquellen ist sie allerdings zunehmend gefährdet. Leider trifft dies auch auf weitere Bundesländer zu, weshalb die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde die Zauneidechse zum „Reptil des Jahres 2020/2021“ ernannte.

Was macht diese faszinierenden Reptilien aus und welche Ansprüche an ihren Lebensraum haben sie? Wir möchten an dieser Stelle aufklären und bieten weiterführende Informationsbroschüren an, die Sie am Ende der Seite finden und sich herunterladen oder bei uns bestellen können.

Aussehen

Die relativ kompakten und kräftigen Zauneidechsen können bis zu 25 cm lang werden (inkl. Schwanz) und haben eine hellbraune bis hellgraue Grundfarbe. Auf ihrem Rücken befinden sich zwei markante helle Seitenlinien. Im Gegensatz zu anderen Eidechsen besitzen sie weiße schwarz umrandete Flecke an der Körperseite, die sogenannten Augenflecke. Das Zeichnungsmuster am Körper ist sehr variabel. Am besten erkennt man die Männchen während der Paarungszeit zwischen April und Juni, da sie dann auffällig grün gefärbt sind.

Biologie und jahreszeitliche Entwicklung

Die Zauneidechse ist wie alle Reptilien wechselwarm. Das bedeutet, dass sie keine konstante Körpertemperatur aufweist und auf die Sonnenstrahlung angewiesen ist, um sich aufzuwärmen und auf schattige Bereiche, um sich abzukühlen. Sie ist von März bis Oktober aktiv und benötigt in dieser Zeit Versteckmöglichkeiten, Nahrung, Sonnen- und Schattenplätze sowie ausreichend besonnte Sandflächen für die Ablage und Entwicklung der Eier. Im Herbst und Winter ist sie dann auf ein Überwinterungsquartier angewiesen. Zauneidechsen benötigen all diese Strukturen in unmittelbarer räumlicher Nähe, denn sie halten sich ihr Leben lang oft nicht weiter als 30 m von ihrem Schlupfort entfernt auf.

In der folgenden Abbildung können Sie ablesen mit welchen jahreszeitlichen Entwicklungen Sie während eines Spaziergangs oder in Ihrem eigenen Garten rechnen können:

Nahrung

Die Zauneidechse hat ein vielfältiges Beutespektrum und ernährt sich dabei vor allem von Spinnen, Insekten und Würmern. Daher deutet ihre Anwesenheit auf wertvolle Lebensräume mit zahlreichen Wirbellosen hin.

Erwachsene Zauneidechsen benötigen etwa 4-6 Beutetiere am Tag, um ihren Energiebedarf zu decken.

Verbreitung und Lebensräume

Das Verbreitungsgebiet der Zauneidechse erstreckt sich über weite Teile Europas bis zum Baikalsee in Asien. Sie besiedelt unterschiedlichste Lebensräume und bevorzugt vor allem trockene, strukturreiche Landschaften.

Durch ihre Anpassungsfähigkeit konnte sie sich als Kulturfolger auch im urbanen Raum von Berlin etablieren. So findet man Zauneidechsen häufig an Grenzhabitaten wie Bahndämmen, Waldrändern, in (Klein-)Gartenanlagen, auf Brachen und an Wegböschungen.

Potenziale und Gefahren der Großstadt

Potenziale:

  • Vielfalt der Stadt mit kleinteiligen Strukturen -> bietet zahlreiche Lebensräume
  • Geringer Einsatz von Pestiziden und Herbiziden -> geringere Giftbelastung als auf vielen landwirtschaftlichen Flächen + höhere Diversität an Beutetieren
  • Meist höhere Temperaturen als im Umland -> längere Aktivität möglich

Gefahren:

  • Bebauung von Brach- und anderen Flächen -> Verlust von Lebensräumen
  • Neue Wege und Straßen -> Zerschneidung von Habitaten + Isolierung einzelner Populationen
  • Freilaufende Hauskatzen -> lokale Vorkommen werden gefährdet
  • Invasive Arten -> Konkurrenz und Verdrängung
  • Schlecht konzipierte Ersatzlebensräume mit z.B. zu viel oder zu geringer Vegetation, geringe Versteckmöglichkeiten

Die Notfallstrategie mit dem Schwanz

Eidechsen können ihren Schwanz abwerfen, um in einer Notsituation zu entkommen. Dieser wächst je nach Nahrungsangebot und Witterung innerhalb einiger Wochen oder Monate nach (sog Regeneration) und kann im Falle der Zauneidechse anschließend sogar erneut abgeworfen werden. Der nachgewachsene Schwanz (sog. Regenerat) ist jedoch meist kürzer. Manchmal ergeben sich auch Doppelschwänze (s. Abb. unten) oder sogar drei neue Schwanzspitzen. Dringend zu beachten ist dabei jedoch, dass die Überlebenschancen der Eidechse geringer sind während der Schwanz nachwächst, sodass man auf keinen Fall bewusst dessen Abwurf provozieren sollte!

Förderungsmöglichkeiten im eigenen (Klein-)Garten

Auch in (Klein-)Gärten können sich Zauneidechsen heimisch fühlen und sich gut entwickeln. Gerade die mosaikartigen kleinteiligen Strukturen entsprechen oftmals den Ansprüchen dieser gefährdeten Art. Sie können hierbei besonders auf folgende Elemente achten oder diese aktiv anlegen:

  • Übergänge von hoher und spärlicher Vegetation
  • Sonnige, offene Bereiche zum „Sonnenbaden“
  • Versteckmöglichkeiten und Schattenplätze zum Abkühlen (Holz- und Steinhaufen, hohe Vegetation, Hecken)
  • Besonnte Sandhaufen für die Eiablage
  • Naturnahe und blühende Grünflächen mit reichem Nahrungsangebot
  • Frostsichere Überwinterungsmöglichkeiten (Stein-, Totholz-, Reisig- o. Sandhaufen, Kleinsäugerbauten)

Weitere ausführlichere Informationen hierzu finden Sie in unserem Gartenposter, welches Sie sich hier auf dieser Seite unten im Downloadbereich herunterladen können. Hier finden Sie auch unseren informativen Faltflyer mit Infos rund um die Zauneidechse. Falls Sie Interesse an einem gedruckten Exemplar haben, können Sie dieses auch bei uns per Email an reptilien(at)stiftung-naturschutz.de bestellen. Wir schicken es Ihnen kostenfrei zu.

 

Das Projekt wird finanziell unterstützt von der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt. Fachlich unterstützen uns die Technische Universität Berlin (Fachgebiet Umweltprüfung und Umweltplanung) und die Humboldt-Universität zu Berlin (Fachgebiet Spezielle Zoologie).